Resolution zum geplanten Berliner Denkmal für die Opfer der NS-Herrschaft in Polen

Eine interfraktionelle Gruppe von Bundestagsabgeordneten unterstützt einen Aufruf, ein Denkmal in Berlin zu errichten, das an die Opfer der NS-Herrschaft in Polen erinnern soll. Sie beklagen, dass das Wissen um den "besonderen Charakter des deutschen Besatzungs- und Vernichtungsregimes in Polen zwischen 1939 und 1945 heute bei uns in Deutschland noch nicht hinreichend ausgeprägt" sei. Es solle "an prominenter Stelle" in Berlin ein geeigneter Ort gefunden werden, der Erinnerung, Aufklärung und "vor allem auch der Verständigung und dem Abbau von Vorurteilen" diene. Dagegen haben Markus Meckel und einige Historiker vor einer Ethnisierung des Opfergedächtnisses gewarnt und ein Denkmal für alle Opfer der deutschen Besatzungsherrschaft im östlichen Europa gefordert.

Die Deutsch-Ukrainische Historikerkommission begrüßt die Initiative eines Denkmals für Polen. Zugleich spricht sie sich dafür aus, dass das Denkmalsprojekt auch die Ukraine und Weißrussland integriert.

Die beiden zentralen Argumente, die für ein Polen-Denkmal angeführt werden, gelten in demselben Maße für die Ukraine und Weißrussland: Die rassistische deutsche Besatzungsherrschaft ist mit Millionen Opfern und zahllosen niedergebrannten und zerstörten Städten und Dörfern unermesslich brutal gewesen. Zugleich besteht in der deutschen Öffentlichkeit in Bezug auf Polen, die Ukraine und Weißrussland gleichermaßen ein nur diffuses Bewusstsein für die deutschen Verbrechen.

Die Ziele, die mit dem Denkmalsprojekt verbunden sind, lassen sich auf verschiedene Weise erreichen. Zu erwägen ist auch das in die Diskussion gebrachte Projekt eines entsprechenden Dokumentationszentrums, das besser als ein Denkmal die Vielschichtigkeit des Geschehens unter der deutschen Besatzungsherrschaft aufnehmen könnte. Es würde mehr als ein Denkmal der Aufklärung dienen und das Gedenken an andere Opfergruppen in Mittel- und Osteuropa einschließen. Für welche Form des Gedenkens sich die deutsche Politik am Ende auch entscheidet, das Gedenken sollte nationale und transnationale Elemente in sich vereinen. Ein Denkmal- oder Museumskonzept, das die Erinnerung an die Opfer der deutschen Besatzungsherrschaft in der Ukraine und Weißrussland nicht berücksichtigen würde, wäre unvollständig.

Verabschiedet in Dnipro, 6. September 2019