Statement zum Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022

Der 2014 begonnene und vor einem Jahr eskalierte Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die territoriale Integrität der Ukraine verletzt und unglaubliches Leid über die Bevölkerung des Landes gebracht. Mit der Massengewalt gegenüber der zivilen Bevölkerung, der Entführung von Kindern, der Zerstörung von ukrainischem Kulturgut und sozialer und technischer Infrastruktur trägt dieser Krieg Russlands genozidale Züge. Europa hat seit 1945 keine vergleichbare Eskalation von Gewalt erlebt, die zu millionenfacher Flucht und Vertreibung geführt hat. Die Ukraine hat sich allerdings bisher politisch und militärisch erfolgreich gegen den Versuch der Zerstörung ihrer politischen und kulturellen Souveränität behauptet. Deutschland und Europa haben sich seit 2014 zunächst zögerlich, seit Februar 2022 mit wachsender Konsequenz auf die Seite der Ukraine gestellt und sie politisch, humanitär und militärisch unterstützt.

Die Deutsch-Ukrainische Historische Kommission vertritt mit Nachdruck das Ziel einer vollständigen Wiederherstellung der Souveränität der Ukraine, um ein Ende der Gewalt und einen dauerhaften Frieden für die Ukraine und in Europa zu erreichen. Sie hat seit Kriegsbeginn mit öffentlichen Veranstaltungen, Resolutionen und individuellen Beiträgen über die Geschichte und Gegenwart der Ukraine informiert. Sie tritt in engagierter Weise gegen die Kriegspropaganda Russlands, gegen Geschichtslügen und grobe Verfälschungen historischer Sachverhalte und für die Vermittlung von bis heute in Deutschland fehlendem Wissen über die Ukraine auf. Dies ist besonders vor dem Hintergrund wichtig, dass nicht zuletzt mangelnde Kenntnisse über die Ukraine zum teilweise zögerlichen solidarischen Handeln Deutschlands gegenüber der Ukraine beigetragen haben und einige der Geschichtsverfälschungen auch in Deutschland Verbreitung finden.

Die Kommission sieht Deutschland angesichts der deutschen Gewaltgeschichte gegenüber der Ukraine in zwei Weltkriegen und weiteren Gewalterfahrungen der ukrainischen Gesellschaft ganz besonders darin verpflichtet, die Ukraine in ihrem Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit zu unterstützen, und dies umso mehr, als dass die politische Freiheit und Selbstbestimmung der Ukraine für ganz Europa zukunftsweisend sind. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger in Deutschland und in der Europäischen Union dazu auf, sich für diese Ziele mit aller Entschiedenheit einzusetzen und nur auf dieser Grundlage einen Frieden anzustreben.