PostDoc-Projekt: "Sowjetische Widerstandsbewegung in der Ukraine: Entstehung, Legitimation, Erinnerung (1941–2016)."

Das Hauptziel meines Projektes ist es, die Besonderheiten der sowjetischen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Okkupation im Zweiten Weltkrieg zu analysieren, wobei ich mich besonders auf der Entstehung und der Tätigkeit der Widerstandbewegung, ihrer Unterstützung durch den sowjetischen Staat und auf der Erinnerung daran fokussiere.

In der Sowjetunion wurde die Widerstandsbewegung in der besetzten Ukraine aktiv erforscht, jedoch unter starkem Einfluss der damaligen Ideologie. Seit der Unabhängigkeit der Ukraine schuf die Öffnung der Archive und die Aufhebung des Geheimhaltungsgrades vieler Dokumente die Grundlage für eine gründliche Untersuchung der „weißen Flecken“ dieses umstrittenen Aspektes in der sowjetischen Geschichte. Als Ergebnis entstand eine moderne nationale Historiographie zur Geschichte der sowjetischen Partisanenbewegung. Allerdings beschäftigen sich die meisten Historiker mit den Ereignissen in einer bestimmten Region, während das Konzept der Herausbildung einer offiziellen Erinnerung an die sowjetische Partisanenbewegung bislang noch nicht gezielt untersucht wurde.

In meinem Forschungsprojekt konzentriere ich mich weniger auf die Ereignisse selbst, sondern untersuche vielmehr die Entstehung der organisierten und der spontan entstandenen Partisaneneinheiten, den Prozess ihrer Zentralisierung (zentralisierten Verwaltung) und die offizielle Registrierung der Erfolge dieser Kampfeinheiten, wobei auch der offizielle Status ihrer Mitglieder und die staatliche Gedächtnispolitik in diesem Bereich analysiert wird.

Solch eine Fragestellung ermöglicht es, das komplexe Gesamtbild der sowjetischen Widerstandsbewegung zu rekonstruieren. Somit analysiere ich auch die politische Heterogenität der Mitglieder des Widerstandes und die zweideutige Herangehensweise der Kommunistischen Partei und der Regierung daran, die Tätigkeit der Widerstandbewegung in den Nachkriegsjahren zu verewigen.