"Es geht mir sehr gut." Zur zeitgenössischen und erinnerungspolitischen Bedeutung von privaten Briefen und Fotos ukrainischer Zwangsarbeiter_innen aus den Jahren 1942-1943

Das Projekt untersucht Briefe, Postkarten und Bilder von ukrainischen Zwangsarbeiter_innen anhand einer großen, bisher unbekannten Sammlung von „Briefen von Sowjetbürgern aus nationalsozialistischer Gefangenschaft“, die sich in einem früheren Geheimbestand des Staatsarchivs der Region Winnyzja erhalten hat, der inzwischen zugänglich ist. Die rund 13.000 Postkarten und Briefe sowie etwa 500 Fotografien werden in ihrer zeitgenössischen Bedeutung und ihrer gegenwärtigen, erinnerungspolitischen Dimension aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Aufzuklären ist zunächst die Provenienz dieser Schriftstücke; sodann werden sie auf ihre Aussagekraft hinsichtlich wahrgenommener Lebensumstände und historischer Ereignisse analysiert. Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei sprachliche Besonderheiten wie Umschreibungen oder anderweitig codierte Formulierungen, die es den Schreibern ermöglichten, sich mit ihren Familienangehörigen in der Ferne zu verständigen. In einem dritten Schritt werden die - verhältnismäßig wenig zahlreichen - Fotos insbesondere auf ihr Verhältnis zu den schriftlichen Quellen untersucht, denen sie beigelegt wurden. Abschließend wird reflektiert, ob und inwieweit diese Briefe, Postkarten und Fotografien heute zu erinnerungspolitischen Medien werden und in Ausstellungen Verwendung finden können.