Dissertationsprojekt: "PLAST - ukrainische Pfadfinderorganisation während der Zwischenkriegszeit (1918-1939)"

Während die Ukraine Anfang des 20. Jahrhunderts noch auf zwei Imperien aufgeteilt war, formierten sich auf dem europäischen Kontinent gerade nationale Bewegungen, die bestrebt waren, eine nationale Identität zu konstruieren und die Frage nach einem eigenen Nationalstaat zu stellen. In den verschiedenen Ländern engagierten sich dabei ganz unterschiedliche Akteure für die jeweilige Nationalbewegung.

Auf dem ukrainischen Territorium traten Jugendgruppen als Träger nationaler Ideen auf. In verschiedenen nationalistischen Organisationen vereinigt, entwickelten sich die Jugendlichen vor allem in den westlichen Gebieten zu einer starken Triebkraft der nationalistischen Bewegung. Dabei kam der 1911 in Ostgalizien gegründeten Pfadfinderbewegung (PLAST) die größte Bedeutung zu. Die Organisation, die unterschiedliche nationalistische Richtungen (UNDO, OUN, UNR, Skoropadsjkij u.a.) bündelte, ist Gegenstand meiner Arbeit. Im Fokus dieser Arbeit steht zum einen die Frage nach ideologischen und kulturellen Unterschieden und Besonderheiten der Pfadfinderorganisationen sowohl auf dem Territorium des heutigen ukrainischen Staates als auch auf internationaler Ebene. 
Zum anderen untersuche ich die Rolle der Pfadfinderorganisationen bei der Bildung der ukrainischen nationalen Identität in verschiedenen Teilen der heutigen Ukraine – Galizien, Bukowina, Karpatoukraine und in der Dnipro-Ukraine. Es werden dabei die regionalen Unterschiede der Organisationen und deren Tätigkeit bezüglich der dort betriebenen Minderheitenpolitik des jeweiligen Imperiums analysiert. Die Verhältnisse von PLAST zu anderen Jugendorganisationen und die Positionierung der Kirche zur Pfadfinderbewegung gehören auch zu den wichtigsten Untersuchungsobjekten in dieser Arbeit.