Ukrainer in der Roten Armee: Darstellungen und Wahrnehmungen in der Ukraine seit 1991

Seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 steht der neue Staat vor dem Problem, die Geschichte der ukrainischen Sowjetrepublik neu interpretieren und in ein größeres Gesamtnarrativ der Ukraine integrieren zu müssen. In geschichtspolitischen Debatten tritt dies bei einigen kontroversen Themen zutage, wenn es etwa um die Rolle der Ukrainer in der Roten Armee, staatliche Feiertage oder die so genannte Entkommunisierung geht. Daraus ergeben sich für die historische Forschung die grundlegenden Fragen, wie die Ukrainer in der Roten Armee in der Sowjetukraine und nach 1991 dargestellt und wahrgenommen wurden, wie, in welchen politischen Konstellationen und warum sich ihr Bild änderte und schließlich, welche Folgen diese Änderungen für geschichtspolitischen Darstellungen, für die Erinnerungskultur und für die Gesellschaft hatten?

Das Forschungsprojekt wird einen Perspektivwechsel weg von der normativen Ebene (staatliche Gesetze etc.) hin zur Praxis auf lokaler und regionaler Ebene vornehmen und analysiert die Schlüsselakteure der Darstellung und Wahrnehmung der Ukrainer in der Roten Armee nach 1991, namentlich lokale Behörden, lokale NGO-Vertreter_innen und Historiker_innen, kulturelle Institutionen (z. B. Museen, Gedenkstätten, Bibliotheken) und Medien.