Geschichte der sowjetischen Kriegsdenkmäler

Mein Forschungsprojekt zur Geschichte der sowjetischen Kriegsdenkmäler konzentriert sich auf die bislang nur sehr spärlich untersuchten 1940er bis 60er Jahre. Ziel meiner Arbeit ist, das Stereotyp eines staatlicherseits unterdrückten oder aber direkt aus Moskau kontrollierten Kriegsgedenkens zu revidieren und eine differenzierte Sichtweise auf die Logiken, Akteure, Intentionen und Bedingungen des Denkmalsbaus auszuarbeiten, die die Sowjetunion nicht mehr als totalitären Sonderfall, sondern als Teil eines globalen Kontinuums von Kriegsgedenkpraktiken begreift.

Ein Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf der Materialität der Denkmäler und der politischen Ökonomie des Denkmalsbaus. Statt Fallstudien zu einzelnen Denkmälern konzentriere ich mich daher auf Patronagenetzwerke, die Akteure aus der politischen und militärischen Führung mit Bildhauern und Architekten verbanden, sowie auf Knotenpunkte der Denkmalsproduktion, vor allem Gießereien. Anhand von Archivquellen aus Russland, Estland, Belarus, der Ukraine, Georgien und Deutschland versuche ich die oft transnationalen Entscheidungs- und Produktionswege nachzuzeichnen und darzustellen, wie in der Sowjetunion ein eigenes institutionelles Gefüge für Militärkunst entstand, das größtenteils von den Institutionen der Kunstwelt unabhängig war und den an vorrevolutionäre Vorbilder angelehnten, traditionalistischen Kunstgeschmack der Armeeführung bediente.