CfA: Nachwuchsworkshop 2019 Kyiv

Die Geschichte der Ukraine von 1939 bis 1950 in Selbstzeugnissen

Kyiv, 7.-10. September 2019

Motivationsschreiben und Projektexposés werden erbeten bis zum 15. Mai 2019.

Der Workshop wird geleitet von Prof. Dr. Aleksandr Lysenko (Kiew) und PD Dr. Ricarda Vulpius (Berlin).

Die Jahre 1939 bis 1950 sind in der Geschichte der Ukraine eine Zeit unvorstellbarer Gewalterfahrungen und Menschenverluste. Die Verbrechen des Nationalsozialismus und des Stalinismus, die Gewalt- und Alltagserfahrungen unter beiden Besatzungsregimes, die Kollaboration mit der einen oder anderen Besatzung, die Gefangenschaft, Deportation und Zwangsarbeit unter deutscher Herrschaft sind Erfahrungen, die die meisten Menschen in der Ukraine über ihre ethnischen und regionalen Zugehörigkeiten hinweg als kollektive Erinnerung teilen.

Viel zu wenig sind bislang Selbstzeugnisse wie Tagebücher, Briefe und Memoiren von Akteuren aus der Zeit untersucht worden, um die erfahrungsgeschichtliche Perspektive der Bevölkerung in den Vordergrund zu rücken. Dann aber werden die komplexen Biographien der Menschen in der Ukraine mit ihren vielfach überlappenden Identitäten und Loyalitäten sichtbar. Biographische Zugänge ermöglichen einen neuen Zugang zu den oftmals tagespolitisch aufgeladenen Themen wie Kollaboration und Widerstand und können aufzeigen, dass beide Phänomene nicht selten nahtlos ineinander übergingen und dass in nicht wenigen Familien Verfolgungs- und Täterschicksale aufeinandertrafen. Das Erkenntnisinteresse gilt insbesondere der Frage, über welche Handlungsspielräume die jeweiligen Akteure – ob deutsch, ukrainisch, russisch, polnisch, rumänisch oder jüdisch – verfügten. Dabei soll bewusst die klassische historische Zäsur des Kriegsendes aufgebrochen werden, um die komplexe Beziehungsgeschichte zwischen der nationalsozialistischen Herrschaft und derjenigen des Stalinismus in der Ukraine herauszuarbeiten und die Besatzungsregime in der Ukraine (einschließlich derjenigen Rumäniens in und um Odessa als deutschem Verbündeten) partiell zu vergleichen.

Die Deutsch-Ukrainische Historikerkommission und das Nationale Museum zur Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg laden Nachwuchshistorikerinnen und Historiker dazu ein, an einem internationalen Workshop in Kiew teilzunehmen, um dort ihre Ideen und Projekte (MA, Dissertationsprojekte) zu präsentieren und zu diskutieren. Mögliche Themen reichen von Selbstzeugnissen aus dem Kriegsalltag, der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft, der Kollaboration, des Widerstands, der Kriegsgefangenschaft und der Zwangsarbeit bis zur Verfolgung unter oder Kollaboration mit dem zurückkehrenden sowjetischen Besatzungsregime sowie der doppelten Verfolgung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern nach der „Repatriierung“. 

Insgesamt stehen bis zu 15 Plätze zur Verfügung. Die Gruppe sollte sich möglichst zu gleichen Teilen aus Historikerinnen und Historikern aus Deutschland und der Ukraine zusammensetzen. Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Ukrainisch statt, ggf. mit Übersetzung. Die ausgewählten Teilnehmer des Nachwuchsworkshops erhalten zugleich die Möglichkeit, an der internationalen Jahreskonferenz der Deutsch-Ukrainischen Historikerkonferenz in Dnipro über „Memories of the Second World War in Germany and Ukraine since 1945“ teilzunehmen.

Übernachtungs- und Verpflegungskosten werden von den Veranstaltern übernommen. Für eine Anreise aus Deutschland wird ein Reisekostenzuschuss von maximal 300,- € gewährt.

Wir möchten Interessierte bitten, eine Bewerbung mit Lebenslauf, einem kurzen Motivationsschreiben sowie einem Exposé ihres Forschungsvorhabens (max. 300 Wörter) gebündelt zu einer PDF-Datei bis zum 15. Mai 2019 an folgende Adresse zu schicken: duhk@lrz.uni-muenchen.de.

Das Programm des Workshops wird bekanntgegeben, wenn die Bewerberauswahl abgeschlossen ist.