Die Wirtschaftspolitik des deutschen Besatzungsregimes im Distrikt Galizien (1939-1941)

Ein vorrangiges Forschungsinteresse in der gegenwärtigen ukrainischen Geschichtswissenschaft ist darauf gerichtet, die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Dieses Bestreben umfasst auch die nationalsozialistische Besatzungspolitik und besonders deren ökonomische Aspekte auf dem Gebiet des Distrikts Galizien. Zwar sind gewisse Fragen aus diesem Themenbereich schon oft Gegenstand historischer Untersuchungen gewesen, aber ein bedeutender Problemkomplex ist doch außer Betracht geblieben. Es fehlt vor allem eine Synthese, welche die ökonomische Lage des Distrikts Galizien während der Kriegsjahre charakterisiert. Zugleich ergibt sich die Aktualität dieses Themas aus der Freiheit des wissenschaftlichen Denkens, die sich nach dem Verschwinden sowjetisch-ideologischer Tabus aufgetan hat. So ist die gegenwärtige Geschichtswissenschaft dank ihres Methodenpluralismus fähig, die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten in ihrer widerspruchsvollen Komplexität kritischer zu bewerten und infolgedessen die Praxis dieses Regimes im Distrikt Galizien unvoreingenommen zu charakterisieren.

Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die Wirtschaftspolitik des nationalsozialistischen Besatzungsregimes auf dem Territorium des Distrikts Galizien zu offenzulegen. Wesentliche Aufgaben während der Projektarbeit bestehen darin, den wissenschaftlichen Forschungsstand zu diesem Problem und seine Quellenbasis gründlich zu erfassen; die charakteristischen Grundzüge der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik im Distrikt „Galizien“ herauszugreifen und zu erforschen sowie die Evolution in der Haltung der lokalen Bevölkerung gegenüber den vom deutschen Besatzungsapparat eingeleiteten ökonomischen Veränderungen nachzuvollziehen.

Mit dem Stipendium der DUHK sind Archivarbeiten im Bundesarchiv (Koblenz, Freiburg) sowie im Institut für Zeitgeschichte München-Berlin geplant.