Zentralen des Terrors. Die Dienststellen des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD im Reichskommissariat Ukraine 1941-1944

Mehr als ein Drittel der Holocaustopfer wurde von Deutschen und ihren einheimischen Helfern zwischen Ostsee und Schwarzem Meer erschossen oder in Gaswagen erstickt und meist achtlos verscharrt. Unzählige weitere Menschen fielen dort sogenannten Partisanen- und Vergeltungsaktionen oder gezieltem Aushungern zum Opfer. Als eine zentrale Täterorganisation fungierten dabei die Dienststellen der Kommandeure der Sicherheitspolizei und des SD (KdS), die meist aus den mobilen Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD hervorgingen und in weiten Teilen der besetzten Sowjetunion eingerichtet wurden.

Das Dissertationsprojekt untersucht die Geschichte dieser KdS-Dienststellen im Reichskommissariat Ukraine. Sie waren das Ergebnis von Himmlers Bemühungen, SS und Polizei und damit eine Staats- und eine Parteiorganisation zu verschmelzen. Dementsprechend setzten sich die Dienststellen aus Gestapo, Kriminalpolizei und SD zusammen. Geführt wurden sie jeweils von einer einzelnen Person, der ein Netzwerk von Außen- und Nebenstellen unterstand: dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD.

Anders als die mobilen Einheiten von Sicherheitspolizei und SD, wurden die KdS-Dienststellen zu dauerhaften Einrichtungen. Diese errichteten in der Folge ein eigenes Lagersystem, das parallel zum KZ-System in anderen besetzten Gebieten bestand, griffen in die Politik gegenüber den Kirchen ein oder verhandelten mit der Ukrainischen Nationalbewegung.

Die Untersuchung dieser Organisation und ihrer Tätigkeit soll nicht nur neues Licht auf die Strukturen des NS-Regimes werfen und neue Einblicke in die Arbeitsweise von SS und Polizei bieten, sondern auch dazu beitragen, die Praktiken der Besatzung und des Holocaust im Reichskommissariat Ukraine besser greifen zu können.