PostDoc-Projekt "Sowjetische Erinnerungspolitik an die Nazi-Besatzung: Zwischen "allgemeiner Parteilinie" und dem "einfachen sowjetischen Menschen"

Eine der größten Herausforderungen in der Erforschung von Erinnerung ist die Gefahr, das kollektive Gedächtnis als eine Art verallgemeinertes „kollektives Unbewusstes“ darzustellen, als eine Reihe gemeinsamer Ideen, die aus eigenen Erfahrung entstehen. In dieser Forschung beabsichtige ich, mich mit der Frage spezifischer Akteure in der sowjetischen Erinnerungspolitik und der Reproduktion von Kriegsgedächtnis im Alltag zu befassen.

Ein wichtiger Ansatz ist hier die Problematisierung der im Rahmen meines Themas oft verwendeten Begriffe „offizielle Ideologie“ und „einfache Menschen“, die nicht erklären können, wer genau, welche Gruppen, Institutionen oder einzelne Person diese bestimmten Vorstellungen von der historischen Vergangenheit angeboten haben, welche Interaktionen und Verhandlungen zwischen diesen Personen stattfanden und wie unterschiedliche Zielgruppen in den Prozess einbezogen wurden.

Ziel dieser Forschung ist es, die sowjetische Erinnerungspolitik an die NS-Besatzung als einen Prozess der Bedeutungsbildung vergangener Ereignisse sowie des Konsums und Erlebens von Bildern der Vergangenheit zu verstehen, die sich durch die Interaktion bestimmter Akteure herausbildeten.